Montag, 2. Juli 2012

Budgets sollen auch zu mehr Ertrag motivieren


Das Fundament jeder Sanierung ist ein verlässliches Budget. Dieses einfache und eigentlich für jedermann verständliche Instrument wird in der Regel in zwei Schritten erstellt. Der erste Schritt dient der Feststellung des Ist-Zustandes. Anhand von Rechnungen und Erfahrungen werden die relevanten Kennzahlen (Miete, Leasing, Essen, Kleider, Krankenkassen, Kommunikation etc.) notiert. Bei einem Schuldner wird es so sein, dass am Ende des Ist-Zustand-Budgets eine Negativ-Zahl stehen wird. Im zweiten Schritt sind die Ausgaben so zu planen, dass am Ende mindestens eine Null steht. Um aus der Schuldenfalle ausbrechen zu können, müsste theoretisch aber ein Überschuss ausgewiesen werden. 


Soweit die Theorie. Die meisten Schuldner merken schnell, dass nicht so viele Aufwandkürzungen vorgenommen werden können, dass ein Überschuss resultiert. Oder aber, die Sparmassnahmen wären so einschneidend, dass diese in der Realität kaum Bestand hätten. Was tun? Die staatlichen Schuldenberatungsstellen wissen Rat: Auf ihren Internetseiten werden zahlreiche Vorschläge gemacht. Ich habe mir diese Vorschläge einmal genauer angeschaut. Adressen wo man etwas gratis holen kann, wo es Vergünstigungen gibt, eine Aufzählung der Sozialämter und es gibt sogar Tipps, wie man Bekannte und Freunde um Geld bitten soll um weiter über die Runden zu kommen. Klar, der Staat will seine Sozialkassen möglichst schonen. Doch wirkliche Hilfe bei der Budgeterstellung findet man nicht. 


Bis heute hatte ich noch nie ein Budget in der Hand, welches auf der Soll-Seite ausser dem Lohn noch weitere Informationen wie zum Beispiel zusätzliche Verdienst- oder Einkommensmöglichkeiten aufweist. Allein diese Gegebenheit zeigt, dass wir in der Schweiz einen Kuschel-Sozial-Staat haben. Fast alle Empfehlungen der staatlichen Schuldensanierung basieren auf Einsparungen. Es ist unglaublich wie viel Energie für Sparen, Jammern und Selbstbemitleiden investiert wird. Unglaublich ist auch wie kreativ Schuldner sein können, um staatliche Hilfe zu erhalten oder andere Personen „anzupumpen“. Genau diese Kraft und Kreativität sollte aber vielmehr genutzt werden, um die Ertragsseite positiv zu beeinflussen. Wenn allerdings staatliche Schulden-und Beratungsinstitutionen auf dem Internet noch Anleitungen liefern, wie man wo, was gratis erhält, wie man den Bekanntenkreis anbettelt etc., dann verkümmern Motivation und Kreativität gänzlich, und wir erziehen die jungen Schuldner in unserem Land zu verantwortungslosen und jammernden Sozialschnorrern.


Ausdrücklich ausgenommen von unseren Aussagen sind kranke, schwache,  behinderte und alte Menschen, für die unser Sozial-System konzipiert ist. Interessanterweise kommen aber genau diese sozialen Schichten vielfach zu kurz, weil die Kassen von Schuldnern überlastet sind, welche grundsätzlich die Möglichkeit hätten, selber aus der Schuldenfalle zu kommen. 


Damit wir die tollen Errungenschaften wie unser Sozialwesen gesund und fit halten und auch den kommenden Generationen in einem solchen Zustand weitergeben können, bedarf es einer Neuorientierung bei der Definition der Selbstverantwortung der Schuldner. Nur wenn wir bereit sind, besagte Verantwortung einzufordern, werden wir Fortschritte machen.

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